Im Kibo-no-Ie

Mein Name ist Joshua Gruson und ich arbeite seit September letzten Jahres als Freiwilliger im Kibo-no-Ie und werde dort bis zum Sommer mein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) verbringen. Das Kibo-no-Ie ist ein Beratungszentrum für Alkoholkranke und von Wohnungslosigkeit betroffene Männern, das von den Partnerkirchen der Japanischen Evangelisch-Lutherischen Kirchen, insbesondere der Landeskirche in Braunschweig getragen wird. Es liegt im Tagelöhner-Viertel im Bezirk Nishinari, unweit von Tennoji in Osaka. Auch die EKK unterstützt seit vielen Jahren das Kibo-no-Ie.

Ich nehme an dem Programm, das für die Klienten angeboten wird, teil und unterstütze die Mitarbeiter. Es sind meist ältere Klienten, die regelmäßig kommen und den ganzen Tag im Hause verweilen. Dienstags töpfern wir vormittags. Das können Tassen, Schüsseln oder Tiere sein, man ist da ganz frei. Nachmittags setzen wir uns alle zur Teestunde zusammen. Am Mittwoch haben die Klienten die Möglichkeit Gespräche mit dem Leiter, Pfarrer Akiyama zu führen und über ihre Probleme zu reden. Ich arbeite nachmittags im Sannoh Kindercenter, das auch von Frau Strohm gegründet wurde. Am Donnerstag können sie sich vormittags in Form von Gymnastik sportlich betätigen. Nachmittags stellen wir Postkarten von Grund auf selber her. Dazu werden alte Milchkartons benutzt. Ist das Papier fertig geschöpft und getrocknet, geht es weiter zum Design. Verschiedenste Motive von Blumen über Landschaften zu Figuren entstehen mit Hilfe von Prickelnadel, Papier und Kleister. Freitags gibt es neben der Teestunde jede Woche eine andere Aktivität, die von allen zusammen bei der Besprechung des Monatsprogrammes festgelegt wird. Je nach dem worauf die Mehrheit Lust hat, kann das Boccia, Tischtennis, Kochen, einen Film gucken, Karten spielen oder etwas anderes sein. Samstagvormittags helfen alle beim Hausputz mit. Als „Sonderprogramm“ gibt es jeden ersten Freitag und Samstagvormittag im Monat einen Basar, bei dem man für 100¥ vor allem Kleidung kaufen kann. Im Januar und Februar machen wir uns jeden Freitagabend auf zur Nachtpatrouille, wo wir durch die Straßen von Kamagasaki gehen und den Obdachlosen Decken und Kleidung anbieten und schauen, ob es ihnen den Umständen entsprechend gut geht. Außerdem wird natürlich zu Anlässen wie z.B. Weihnachten oder Neujahr auch im Kibo-no-Ie gefeiert. Ich empfinde Japan im Vergleich zu Deutschland sehr anders. Alle sind viel höflicher und förmlicher, als ich es sonst kenne. Mit den Klienten reden ist immer noch sehr schwierig, weil ich sie teilweise schlecht verstehe, sie auch kein Englisch können und mein Japanisch sowieso nicht sehr gut ist. Aber verstehen tun wir uns trotzdem und Spaß haben wir auch. Ansonsten wird es doch irgendwie immer besser mit der Sprache, vor allem mit dem Verstehen.

Foto: Joshua Gruson